Ewig Jung

von Erik Gedeon

Schwester Rosa                   Hergard Engert
Herr Grau                             Frank Rosenberger
Frau Schwarz                       Silke Buchholz 
Herr Rot                               Johannes Bauer
Herr Blau                              Peter Waros
Herr Grün                             Philippe Ledun
Frau Weiß                             Katrin Hauptmann

Inszenierung                         Wolfgang Böhm
Bühne                                    Christina Hillinger
Kostüme                                Alide Büld
Musikalische Leitung            Frank Rosenberger
Choreografie                         Myriam Lifka
Dramaturgie                          Eva Veiders
TheaterAktiv                         Katja König

Regieassistenz
und Abendspielleitung     
    Markus Wegner
Soufflage                               Veronika Schepping
Inspizienz                               Philip Dreher

Licht                                      Nikolaus Vögele
Ton                                        Maik Neumann
Maske                                    Marthe von Häring
                                               und Laura Rösch
Requisite                              Birgit Drawer,
                                              Frederike Inhetpanhuys
                                              und Lara Maury

Spieldauer ca. 80 Minuten
Premiere 29 JAN 2022, Schauspielhaus
Aufführungsrechte Rowohlt Theater Verlag
 
Veranstaltungstechnik David Kreuzberg (Technischer Leiter/Beleuchtungsmeister), Claudia Kurras (stellv. Technische Leiterin/Bühnenmeisterin), Nikolaus Vögele (Beleuchtungsmeister), Fredo Helmert (Leiter der Tonabteilung), Lutz Patten (Assistent der technischen Leitung), Reinhold van Betteraey, Jens Gerhard, Markus Hermes, Ivan Hristov (Medientechnik/IT), Erhad Kovacevic, Daniel Marx, Maik Neumann, Stefan Ostermann, Katrin Otte, Lutz Schalla, Matthias Schöning, Michael Skrzypek, Til Topeit, Oliver Waldhausen, Peter Zwinger Auszubildende Nour al Hamdan, Leona Kittlaus, Malte Meuter, Tim Rettig, Elias Triebel Werkstätten Schreinerei/Schlosserei Engelbert Rieksmeier (Werkstättenleiter), Lutz Meuthen, Jorge Denis Corrales Mora, Jonas Henke, Peter Herbrand, Johannes Selzner Auszubildende Werkstätten Mitja Hennig, Justin Simon, Aaron Czirr Malsaal Sarah Durry (Leiterin Malsaal), Natalie Brüggenolte (in Elternzeit), Laura Conigliello, Dmytro Fedorovic Zhdankin, Luna Warnke, Maria Felicia Montemurro Gewandmeisterei Alide Büld (Leiterin der Kostümabteilung), Waldemar Klein (Leiter der Herrenabteilung, Herrenschneidermeister), Ute Dropalla (Garderobiere), Pauline Gez (Garderobiere), Susanne Groß, Maria Knop, Alina Listau, Anna Listau, Sophia Meuser Maske Marthe von Häring (Leiterin der Maske), Marleen Fee Hackenberg, Laura Rösch Requisite Birgit Drawer (1. Requisiteurin), Lara Maury

Probenfotos Benjamin Schardt Plakatfoto Simon Hegenberg

Bitte beachten Sie, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind.

Auch im Pflegeheim gilt: Abwechslung muss sein! Deshalb darf eine Gruppe Senior*innen einen Gesangsnachmittag abhalten, eigens gestaltet und beaufsichtigt von der resoluten Pflegekraft Schwester Rosa. Ort des Geschehens: Die Bühne des Rheinischen Landestheaters. Natürlich ist das kein Zufall, denn bei den Alten handelt es sich um ehemalige Schauspieler*innen. Sobald diese Bühnenluft schnuppern, sehnen sie sich nach dem ersten unbeaufsichtigten Moment, um die Sternstunden längst vergangener Bühnenzeiten wieder aufleben zu lassen.
Doch mit Schwester Rosa ist nicht zu spaßen. Mit einfältigen Kinderliedern und makabren Späßen weiß sie die Stimmung verlässlich zu trüben. Oder hat sie am Ende Schlimmeres vor? Mit klassischen Zitaten und Songs wie „Forever Young“, „I Will Survive“ und „Born to Be Wild“ machen sich die Alten bereit zur Revolte.
Altwerden ist nichts für Feiglinge – muss sich der Pianist, Komponist und Regisseur Erik Gedeon gedacht haben, als er sein Stück „Ewig jung“ 2007 in Dresden zur Uraufführung brachte. Er schuf ein ebenso unterhaltsames wie nachdenklich stimmendes „Songdrama“, das bundesweit mit Riesenerfolg nachgespielt wurde. Der Clou: Die hohe Wandlungsfähigkeit des Neusser Ensembles wird bei dieser Produktion herausgefordert, denn die Rollen der hochbetagten Herrschaften spielen Darsteller*innen unterschiedlichster Generationen.

wurde 1963 in Bern als Sohn schweizerisch-schwedischer Eltern geboren. Zunächst studierte er in der Schweiz und Belgien Klavier und Komposition, um sich dann 1993 am Schauspielhaus Hannover in Bühnenmusik auszuprobieren. In dieser Zeit entstanden erste eigene Stücke. Nach zwei weiteren Jahren als musikalischer Leiter am Hamburger Thalia Theater, konzentrierte sich der Musiker ganz auf seine eigene Neuerfindung: Die Gattung des Songdramas. Hier „recycelt“ Gedeon Popsongs, Schlager und Rocknummern und baut daraus Stücke, die von Schauspielensembles umgesetzt werden. Die Bandbreite der Themen ist erstaunlich: Ob WM, Groko oder der EU-Beitritt der Türkei – jedes Thema scheint sich auf diese Weise in den Blick nehmen zu lassen. Über 20 Stücke sind seither entstanden, viele von ihnen in Zusammenarbeit mit der Dramaturgin Christiane Baumgartner. „Ewig Jung“ wurde 2007 am Staatsschauspiel Dresden uraufgeführt und ist seither deutschlandweit Erik Gedeons größter Erfolg.


SONGS

01 Wir klatschen in die Hände (Bornemark/Bornemark/Gedeon)

02 I Love Rock’n’Roll (Hooker/Merrill)

03 So bist du (Maffay)

04 Buona Sera Signorina (Sigman/de Rose)

05 Eines Tages (werden wir besser ihn verstehn) - Tindley/Gedeon

06 Born To Be Wild (Bonfire)

07 All By Myself (Carmen/Rachmaninov)

08 Sterben (Gedeon/Gedeon)

09 Barbie Girl (Delgado/Dif/Noreen/Nystrom/Pederson/Basted)

10 Forever Young (Budde/Loos)

11 Sex Bomb (Mousse T/Rennalls)

12 Graues Haar, zitternde Hände (Gedeon/Gedeon)

13 I Will Survive (Fekaris/Perren)
 

INSTRUMENTALS

01 Festmarsch (aus Wagners „Tannhäuser“)

02 When A Man Loves A Woman (Sledge/Lewis/Wright)

03 Wizard Boogie (Gedeon)

04 The Entertainer (Joplin)
 

COPYRIGHT:

I LOVE ROCK’N’ROLL
Musik und Text: Jake Hooker / Alan Merrill
© Copyright 1975 RAK PUBLISHING LTD.; London.
SV: Melodie der Welt GmbH & Co. KG für D/A/CH

SO BIST DU
Musik: Peter Maffay; Text: Bernd Meinunger
© Musik-Edition Discoton GmbH “Edition Re-Ro”
© by AUTARC EDITION GMBH administered by Neue Welt Musikverlag GmbH

BUONA SERA
Text: Carl Sigman; Musik: Peter De Rose
© 1950 by De Rose Music/Music Sales Corporation/Major Songs Company, USA
SV: Bosworth Music GmbH, Berlin / Melodie der Welt GmbH & Co.KG.

WHEN A MAN LOVES A WOMAN
Musik und Text: Andrew James Wright, Calvin Houston Lewis
© Mijac Music */ Warner-Tamerlane Publishing Corp.
© 1966 Pronto Music / Quinvy Music Publishing  Co.
Mit freundlicher Genehmigung von Sony/ATV Music Publishing (Germany) GmbH
und Neue Welt Musikverlag GmbH

BORN TO BE WILD
Musik und Text: Mars Bonfire
© by Manitou Music

ALL BY MYSELF
Musik und Text: Eric Carmen
© Round Hill Music LP - Administered by Kobalt Music Publishing Ltd.,
Courtesy of Kobalt Music Publishing Ltd.

BARBIE GIRL
Musik und Text: Claus Norreen/Soren Rasted/Rene Dif/Lene Crawford Nystroem
Bearbeiter: Johnny Mosegaard Pedersen/Karsten Dahlgaard/Soren Rasted/Claus Norreen
© by MCA Music Scandinavia AB / Warner/Chappell Music Denmark
Mit freundlicher Genehmigung von Neue Welt Musikverlag GmbH

FOREVER YOUNG
Musik: Berhard Lloyd, Frank Mertens, Marian Gold
Text: Marian Gold
© Budde Music Publishing

SEX BOMB
von Mustafa Guendogdu und Erroll Rennalls
© Edition Merg Music (bei BMG Rights Management GmbH)

I WILL SURVIVE
Musik und Text:  Frederick J. Perren / Dino Fekaris
© by  Universal PolyGram Int. Publishing, Inc. /  Perren-Vibes Music, Inc.

 

Wir alle wollen jung sein, am liebsten so lang wie möglich. Erste Falten registrieren wir mit leisem Entsetzen. Mit Fitness und Kosmetik kämpfen wir gegen das sichtbare Altern unserer Körper an; Agilität ist das Schlagwort, an dem sich auch unsere Arbeitswelt in der letzten Dekade neu ausgerichtet hat. Unser Stellungskrieg gegen den Verfall nimmt vor allem Einfluss auf unser Konsumverhalten – auch wenn wir gern glauben wollen, dass „sich alt fühlen“ eher eine mentale Geschichte und alles nur Einstellungssache ist. Aus diesem Grund kursieren Euphemismen wie „Unruhestand“ und „Best-Agers“, die höchstens als Indizien einer allgemeinen Verdrängung gelesen werden können. Hoffnung, etwas neu gestalten zu können, richten wir auf die Jugend. Die „Fridays For Future“-Generation betrachten viele (bis auf ein paar herablassende FDP-Politiker) als potentielle Verantwortungsträger.

Alt werden wollen alle, alt sein hingegen, heißt es, sei nichts für Feiglinge. Woran liegt das? Wahrscheinlich an der Aussicht aufs Alleinsein. Auf Altersarmut. Auf Desorientierung, Demenz, Krankheit und ereignislose Tage in Pflegeheimen. Und obwohl unsere Gesellschaft dank Wohlstand und medizinischem Fortschritt immer älter wird, scheinen alte Menschen in unserer jugendfixierten Zeit etwas Unwiederbringliches verloren zu haben. Aber war das schon immer so?

Mit der Industrialisierung veränderten sich Familienstrukturen. Großfamilien, in denen alte Menschen einst das Privileg genießen konnten, aufgrund ihrer Erfahrung und ihres Wissens verlässlich respektabel behandelt zu werden, sind kaum noch zu finden. Die Alten waren den Jungen überlegen. Heute sieht die Sache anders aus. Die traditionellen Familienzusammenhänge sind passé. Die Erfahrung und Weisheit der Alten fällt angesichts einer digitalisierten Welt, in der jedes Stückchen Wissen sekundenschnell verfügbar ist, kaum noch ins Gewicht. Was soll man da dem Alter noch abgewinnen können?

Die griechische Göttin Selene verhalf Edymion mit einem Kuss zum ewigen Leben und zu ewiger Jugend. Dies geschah im Schlaf. Mit der ewigen Jugend erhielt der Jüngling aber auch das Schicksal, sich niemals seiner selbst bewusst werden zu können. Ohne Endlichkeit also kein Bewusstsein. Nicht mal Dorian Gray, dessen Bild in Oscar Wildes berühmtem Roman statt seiner altert, kann sich seiner ewigen Schönheit freuen. Die Verfehlungen seines Lebens haben sich in sein Bildnis eingeschrieben. Werden sie auch nicht in seiner Gestalt sichtbar, so sind sie dennoch unauslöschbar in der Welt.

Ist die Sehnsucht nach ewigem Leben in Anbetracht dieser Beispiele unserer Kulturgeschichte also eine gute Idee? Über 2 000 Jahre bevor Marian Gold uns mit seiner Band Alphaville den Hit „Forever Young“ schenkte, brachte der griechische Philosoph Platon mit dem Gedanken, dass „Recht philosophieren leicht zu sterben“ heiße, auf den Punkt, was in Anbetracht unserer Endlichkeit die Vernunft gebietet. Egal, wie sehr wir glauben, alles im Griff zu haben, wir sind und bleiben Teil der Natur, Teil von etwas Größerem. Unsere Körper sind verletzlich, anfällig und nur für die Spanne von einigen Jahren oder Jahrzehnten konzipiert. Der Tod ist nicht kalkulierbar und unausweichlich. Für Platon offenbart das Körperliche und Materielle nur die Oberfläche des Wesentlichen. Deshalb ist er überzeugt, dass die Alten in besonderer Weise zur Erkenntnis des Guten fähig sind: Sie sind näher an der Vergänglichkeit und damit am Nicht-Materiellen. Ob wir auch eine Abkehr vom Äußerlichen brauchen? Vielleicht könnten wir dann der hinteren Lebensphase neue, hoffnungsvollere Aspekte abgewinnen, nach sinnvollen neuen Formen von Gemeinschaft suchen und dem Verschwinden einen Platz einräumen.

Übrigens: Die Hamburger Punk-Band „Die Goldenen Zitronen“ hat den Song „Forever Young“ ziemlich kurz nach seinem damaligen Erscheinen im Jahr 1984 unter dem Titel „Für immer Punk“ gecovert. Inhaltlich reichen hier die Wünsche von „Für immer Punk“ bis „Für immer Rocker“ und „Für immer krank“ bis „Für immer tot“. Eine ironische Setzung, die – ganz sicher unfreiwillig – im Sinne Platons ein unverkrampftes Ja zur Vergänglichkeit ausdrückt.

Eva Veiders

[…] „Ich freue mich wirklich, Kephalos“, antwortete ich, „mit Hochbetagten zu sprechen. Denn von ihnen müssen wir lernen; sie sind ja einen Weg schon früher gegangen, den wir vielleicht auch gehen müssen; sie sagen uns, ob er steinig und schwierig ist oder leicht und gangbar. Und so möchte ich auch dich gern um deine Meinung fragen – denn du bist dort, wo die Dichter vom ‚Tore des Todes‘ sprechen – ob du das Greisenalter für eine Bürde des Lebens hältst oder nicht!“

„Wahr und offen, bei Zeus, will ich dir, Sokrates, meine Meinung sagen. Oft kommen wir Gleichaltrigen zusammen und bestätigen das alte Sprichwort. Die meisten von uns jammern nun dabei, weil sie sich nach den Freuden der Jugend sehnen und sich erinnern der Liebesgenüsse, der Gelage und Genüsse und all der ähnlichen Dinge; und sie sind verdrossen, als ob sie weiß Gott wieviel verloren hätten, als ob ihr Leben damals wunderbar gewesen, ihr heutiges ein Nichts wäre. Einige klagen auch über schlechte Behandlung durch ihre Verwandten wegen ihres hohen Alters und wissen daher ein Lied zu singen von den Beschwerden, an denen das Alter schuld sei. Ich glaube, Sokrates, sie treffen da nicht die richtige Ursache. Wäre es so, dann hätte ich doch – was das Alter anlangt – dieselben Beschwerden, ich und alle Gleichaltrigen.

Nun traf ich aber schon manche, die sich nicht so fühlen; vor allem kam ich einmal dazu, wie den Dichter Sophokles einer fragte: „Wie hältst du es, Sophokles, mit der Liebe? Kannst du noch mit einer Frau verkehren?“ – „Still doch, Mensch! Bin doch so froh, dem entkommen zu sein, als wär’ ich einem rasenden, wilden Herrn entlaufen!“

Gut gefiel mir das damals schon und heute nicht minder. Denn von alldem hat man im Greisenalter heiligen Frieden und Freiheit. Wenn die Leidenschaften in ihrer Spannkraft nachlassen und schlaff werden, wird das Wort des Sophokles in allem wahr: man ist in der Tat von vielen rasenden Herren frei. Aber an alldem, auch an der üblen Behandlung durch die Verwandten, ist nur eines schuld – nicht das Greisenalter, Sokrates, sondern der Charakter des Menschen; wären sie maßvoll und verträglich, dann wäre auch das Greisenalter eine erträgliche Last; so aber sind Greisenalter und Jugend, mein Sokrates, für diese Leute gleich beschwerlich.“

Aus: Platon: Der Staat

Fotos: Benjamin Schardt

Hergard Engert, Frank Rosenberger
Silke Buchholz, Philippe Ledun
Katrin Hauptmann, Philippe Ledun
Silke Buchholz, Johannes Bauer, Philippe Ledun, Katrin Hauptmann, Peter Waros
Johannes Bauer, Hergard Engert, Philippe Ledun
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Philippe Ledun, Peter Waros, Johannes Bauer, Katrin Hauptmann, Silke Buchholz
Philippe Ledun, Johannes Bauer, Silke Buchholz, Katrin Hauptmann
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